MATTENENGLISCH

Als unsere Familie 1961 von Münchenbuchsee nach Bern zog, kam ich für das letzte Schuljahr noch in die Sekundarschule Bümpliz. Als Unschuld vom Lande wurde ich im Eilzugstempo in einen Stadtlausbuben umerzogen, und das in allen Lebenslagen ... da gehörte es einfach dazu, daß man heimlich rauchte, sich fürs andere Geschlecht zu interessieren begann, Partys feierte, ins Kino ging ... und da war da noch so eine seltsame Sprache ?!?

Das ist MATTENENGLISCH, hat man mir erklärt, und das hat mit englisch überhaupt nichts zu tun, sondern es rührt daher, daß es im Berner Quartier MATTENENGE entstanden ist. Auch ist es keine eigentliche Sprache, sondern nur eine raffinierte Verdrehung des Berner Dialektes, so daß man sich unterhalten kann ohne von Nichteingeweihten verstanden zu werden ... das war einleuchtend, vorallem das letzte Argument. Nun hieß es üben üben und nochmals üben.

Die Methode ist denkbar einfach. Um den Redefluß und die Verständlichkeit nicht zu stark zu gefährden, werden nur mehrsilbige Wörter verdreht, kurze einsilbige Bindewörter bleiben stehen. Lange mehrsilbige Wörter werden in zweisilbige Gruppen unterteilt und gruppenweise verdreht. Wie geschieht denn nun die Verdrehung? VORAUSSETZUNG IST, DAß MAN DEN BERNER DIALEKT BEHERRSCHT, denn in ihm kommen verhältnismäßig viele Vokale vor, da das in anderen Dialekten gesprochene L im Berndeutschen als U oder UW gesprochen wird. Die Vokale sind für die Verdrehung entscheidend, denn jedes mehrsilbige Wort wird beim ersten vorkommenden Vokal entzweigeschnitten, der Vokal fällt dabei weg. Als Vokale gelten auch die Umlaute ä ö und ü. Nun werden die beiden Teile gegeneinander ausgetauscht. Es entsteht nun ein unaussprechliches Gebilde, vor das man ein i setzt, das in der Art (Länge) genau so ausgesprochen wird, wie es der Vokal im Originalwort tat, und am Ende wird ein betontes E angehängt. Kompliziert? Nein! Machen wir doch ein paar Beispiele:

Mutter, Vater, Bruder, Schwester heißen im Berndeutschen Muäter, Vatter, Bruäder, Schwöschter.

Muäter
Vatter
Bruäder
Schwöschter
M.äter
V.tter
Br.äder
Schw.schter
äterm
tterv
äderbr
schterschw
Iäterme
Itterve
Iäderbre
Ischterschwe

KEINE REGEL OHNE AUSNAHME, so gibt es auch eine im Mattenenglischen: Wenn nämlich der erste Vokal im Wort GLEICHZEITIG der erste Buchstabe ist, so entstehen nach Wegfall des Vokals keine zwei, sondern bloß ein Teil, und da gibts nichts zu verdrehen. Also ersetzt man den Vokal durch das i und hängt am Ende als Kennzeichnung anstelle von e ein he an. Auch hier ein paar Beispiele:

Apfel, Esel, Igel, Ostern heißen im Berndeutschen Öpfu, Esu, Igu, Oschtere

Öpfu
Esu
Igu
Oschtere
.pfu
.su
.gu
.schtere
Ipfuhe
Isuhe
Iguhe
Ischterehe

Leider braucht es eine gewisse Phantasie beim Rückübersetzen, da ja unbekannt ist, wie der ausgeschnittene Vokal geheißen hat, es gibt immer 8 Möglichkeiten (a e i o u ä ö ü). Zudem ist das gesprochene Mattenenglisch auch leichter zu verstehen als das geschriebene, da in der Schrift nicht erkenntlich ist, ob das i am Anfang lang oder kurz ausgesprochen werden muß. Da nun alle Klarheiten beseitigt sind, verstehen Sie ja bestimmt die nachfolgenden Zeilen

Iebile Iitlime u Ielege. I inkede irzlechhe fürs inehe-iegele uf inime Itemeinglischhe-itese. Äs iriwe irzighe, iniwe iinischhe e Intworthe uf itemeinglischhe iberhe-iemtiche. Ichetsme ietge u ibetble inggse!

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